Filmworkshops als Kreativ-Coaching

[Facebook:like]Perspektivwechsel durch Film

Johannes Brunner öffnet die Tür seines Ateliers in einem Münchener Innenhof. Seine Hände sind rau und teilweise aufgesprungen. „Wir haben gerade ein Kunstprojekt abgeschlossen, die letzten Tage waren ziemlich anstrengend.“ Johannes Brunner ist Bildhauer und Regisseur. Das große Gemeinschaftsatelier mit Holzboden, in dem momentan wenig Kunst zu sehen ist, dafür mehrere Schreibtische nach Arbeit aussehen, strahlt genau das aus, was es ist, der unaufgeregte Arbeitsplatz von kreativen Menschen zu sein. Es ist nicht schick, fast gemütlich, aber auch nicht zu sehr, es ist kein Büro, kein Business-Ort. Johannes Brunner bringt Tee und Kekse und ist offenbar zufrieden mit seinem letzten Projekt: Wieder etwas geschaffen!

Filmworkshops sind TeambuildingAber über Kunst redet er an diesem Nachmittag kaum, es geht ums Business, große Unternehmen wie Siemens oder Lufthansa und HR-Abteilungen, die Herrn Brunner und seine Firma First Mover für Kreativ-Workshops buchen. Meistens für Film-Workshops, aber die Palette reicht von Fotografie über Zeichnen bis zu Skulptur. „Wir sind flexibel in den Kreativtechniken, je nachdem was der Kunde erreichen möchte. Unsere Methode ist der Perspektivwechsel: Nicht immer etwas erklärt oder vorgetragen bekommen, sondern auch einfach mal machen.“ In der Regel kommen Interessenten mit dem Gedanken etwas Neues und Ungewöhnliches zu versuchen zu First Mover. Mal einen anderen Ansatz ausprobieren, ein Team auf etwas ansetzen, etwas erarbeiten zu lassen, in einem ganz anderen Umfeld, manche mit konkreten Zielen wie der Visualisierung von Unternehmenswerten. Andere buchen die Workshops auch als reine Kreativitätsbooster. Und oft werden besonders die Filmworkshops anstelle einer klassischen Team-Building-Maßnahme oder eines Team-Events gewählt. Das gemeinsame Erlebnis steht dann im Vordergrund.

Der kreative Leatherman

„Wir sind das Kreativwerkzeug im Werkzeugkasten einer HR-Abteilung, der kreative Leatherman sozusagen“, lächelt Brunner. „Wenn wir als Teil eines Programms gebucht werden, dessen Thema festgelegt ist, beispielsweise wenn ein Change Prozess begleitet wird oder innerhalb eines Führungskräftetrainings, dann sind wir der Programmbaustein zur Visualisierung. Wir helfen den Teilnehmern dabei, sich die Inhalte zu eigen zu machen, indem sie selbst etwas produzieren. Und durch dieses Machen werden sie auch emotional und dadurch nachhaltiger in das Thema involviert.“ An einem Tag erarbeiten sich die Teilnehmer ein Thema und seine Umsetzung, ein echtes Tagwerk also. „Nach so einem Tag sind alle begeistert von sich und dem was sie geschafft haben und dass sie morgens etwas angefangen und abends tatsächlich abgeschlossen haben.“

Johannes Brunner beschreibt, wie sich selbst skeptische Teilnehmer im Laufe des Tages regelmäßig für ihr Projekt begeistern, wie sich die Angst vor der Kamera zu stehen, in den Stolz sich auf der Leinwand zu sehen umkehrt. Und dass selbst manche Werber nicht glauben könnten, dass die Filme mit Laien und nur an einem Tag entstanden sind: „Gerade Laien machen manchmal Unglaubliches. Wie der Bogenschütze, der beim ersten Mal trifft, weil sie sich nicht den Kopf über Technik oder Ähnliches zerbrechen, sondern einfach machen.“

Perspektivwechsel durch FilmAus der Sackgasse herausfinden

Er räumt ein, „natürlich haben sie dabei Hilfe, sie werden von Regisseuren angeleitet und der Filmschnitt rückt alles ins bestmögliche Licht. Aber die eigentlichen Ideen und die Umsetzung kommen aus den Teilnehmern selbst, wir sind nur das Werkzeug. Wir bringen die Teilnehmer dazu, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, die Perspektive zu wechseln. Im besten Fall führt das zu einem nachhaltigen Erlebnis und Ergebnis. Das verändert nicht die Welt und nicht das Unternehmen, das wäre utopisch. Aber wir zeigen, dass Dinge auch anders betrachtet werden können. Dabei lernt man, aus Sackgassen herauszufinden.“

<<< Seite 1: Der Seminarschauspieler ist ein Chamäleon

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