Dr.-Ing. Peter Blankenhorn, Absolvent CADFEM

 Anbieter: CADFEM esocaet

Studiengang: Simulation Based Engineering Sciences – Applied Computational Mechanics (M.Eng.)

Interviewpartner: Dr.-Ing. Peter Blankenhorn

Berufliche Position: Leitender Entwickler für Textilmaschinen

Dr.-Ing. Peter Blankenhorn, Absolvent CADFEM esocaet„Ich habe mit Mitte 40 ein weiteres Studium begonnen und es sogar bis zur Promotion gebracht.“

Peter Blankenhorn entschied sich mit 46 Jahren, als die Kinder eigene Wege gingen und er von Kurzarbeit betroffen war, für ein berufsbegleitendes Studium zur numerischen Simulation. Nach erfolgreichem Masterabschluss begann er noch eine Promotion und beendete sie erfolgreich– neben seiner Führungstätigkeit in der Textilmaschinenentwicklung.

Mein erstes Studium schloss ich 1987 im allgemeinen Maschinenbau ab. Seit der Zeit bin ich bei der Firma Wilhelm Stahlecker GmbH (WST) mit Sitz in Süßen tätig. WST wurde 2001 von der schweizerischen Firma Rieter übernommen, einem der weltweiten Marktführer in der Entwicklung und Herstellung von Maschinen, Anlagen und Komponenten für die Verarbeitung von Naturfasern und synthetischen Fasern sowie deren Mischungen zu Garnen.

In den Jahren 2008/2009 trafen zwei Konstellationen aufeinander:

  • 1) Unsere vier Kinder waren größtenteils aus dem Haus, studierten oder standen kurz davor. Dadurch hatte ich wieder mehr persönliche Freiheit.
  • 2) Der gesamte Maschinenbau und speziell der Textilmaschinenbau steckte ab 2008 in einer Krise. Dadurch war ich bis zu zwei Tage pro Woche von Kurzarbeit betroffen.

Ich machte mir Sorgen um die Zukunft und fragte mich: Wie entwickelt sich die Branche weiter? Erholt sich die Firma wieder? Wie sicher ist mein Arbeitsplatz? Reicht meine Qualifikation aus? Je länger die Krise anhielt, desto stärker wurde in mir das Gefühl, dass ich etwas tun musste, um mich für den Arbeitsmarkt besser zu qualifizieren. Von CADFEM wurde ich auf das esocaet-Studium „Applied Computational Mechanics“ aufmerksam gemacht. Ich war zu diesem Zeitpunkt 46 Jahre alt und überlegte, ob ich nicht schon zu alt für ein Studium war. Deshalb nahm ich Kontakt mit den Verantwortlichen bei CADFEM auf, die mich in meiner Entscheidung für das Studium bestärkten.

Viel simuliert, aber nicht alles verstanden

1991 hatte ich meine ersten strukturmechanischen FEM-Simulationen durchgeführt, 1995 meine ersten Strömungsanalysen. Ich wollte nicht nur Programme bedienen können, was ich in der Praxis über all die Jahre intensiv gelernt hatte, sondern auch die Theorie dahinter verstehen. Das gelang mir mit dem Studium gut. Mitten im Masterstudium füllten sich die Auftragsbücher von Rieter sehr schnell wieder, sodass wir vom Kurzarbeits- in den Überstundenmodus wechselten. Das erschwerte mein Studium, da kaum noch Freizeit vorhanden war. Ich erlebte jedoch nicht nur eine starke familiäre Belastung, sondern auch Zuspruch und Unterstützung sowie ein nie gekanntes positives Gemeinschaftsgefühl, da ich parallel zu dreien unserer vier Kinder studierte.

Das Thema für die Masterarbeit basierte auf einer Aufgabe, die zu der Zeit bei Rieter aktuell anstand: numerische Strömungsberechnungen bei der Neuentwicklung einer Garnspinndüse, dem Herzstück einer Textilmaschine. Die Ergebnisse der Masterarbeit flossen direkt in das Entwicklungsprojekt ein.

Promotion mit theoretischen und praktischen Erfahrungen

Danach erhielt ich die Möglichkeit, die Untersuchungen für die Masterarbeit mit einer Dissertation in diesem Themenbereich fortzusetzen. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Institut für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) Denkendorf durchgeführt, das über den Lehrstuhl für Textiltechnik mit der Universität Stuttgart verbunden ist. Der Institutsleiter wurde mein Doktorvater. Im Sommersemester 2012 schrieb ich mich an der Uni Stuttgart ein und bekam dort eine Doktorandenstelle. Ich beschäftigte mich unter anderem mit Strömungsberechnungen in schnell laufenden Streckwerken. Zur Vertiefung spezifischer Fachkenntnisse studierte ich zusätzlich ausgewählte Module der Textiltechnik und legte entsprechende Prüfungen ab.

Nachdem das im Rahmen der Promotion entwickelte Simulationsmodell für Spinndüsen fertig war, konnte die praktische Überprüfung nicht wie geplant von einer Laborantin übernommen werden. Ich musste die auf der Basis der Simulationsmodelle hergestellten Spinndüsen selbst einbauen und erproben. Dazu fuhr ich in meinem Urlaub ins Stammhaus von Rieter nach Winterthur, stand im Labor am Spinntester und führte die Versuche durch. Für das Projekt, die Dissertation und auch für mich selbst war es sehr hilfreich, die Versuche selber auszuführen. Zwar durchlebte ich teilweise anstrengende Zeiten, auch mit verzweifelten Situationen, aber ich kämpfte mich durch und erreichte den angestrebten Abschluss – mit „magna cum laude“.

Peter Blankenhorn über sein Studium