Oliver Wutz, Absolvent CADFEM

Anbieter: CADFEM esocaet

Studiengang: Simulation Based Engineering Sciences – Applied Computational Mechanics (M.Eng.)

Interviewpartner: Oliver Wutz

Berufliche Position: Berechnungsingenieur bei Hilite Germany GmbH

Oliver Wutz, Absolvent CADFEM esocaet

„Ich wollte mehr verstehen und effizienter arbeiten, meine Berufstätigkeit aber nicht unterbrechen.“

Nach fünf Jahren Berufspraxis als Berechnungsingenieur bei einem Automobilzulieferer entschloss sich Oliver Wutz zum berufsbegleitenden Masterstudium „Applied Computational Mechanics“, um tiefer in die Simulation einzusteigen und mehr Anwendungsbereiche kennenzulernen.

Ich absolvierte mein Maschinenbaustudium an der FH Reutlingen in der Fachrichtung Konstruktion und hatte dort in einer Vorlesung und einem Praktikum ersten Kontakt mit der Numerischen Simulation und FEM-Berechnungen. Nach dem Ingenieurabschluss im Jahr 2000 bewarb ich mich bei der jetzigen Hilite Germany GmbH, die als Automobilzulieferer tätig ist. Dort wurde ich als Entwicklungsingenieur eingestellt, mit der Perspektive mich in Richtung der Numerischen Simulation weiter zu entwickeln.

Das Bedürfnis, tiefer in die Materie einzusteigen

Auch für Hilite war der FEM-Einsatz damals ein neues Anwendungsfeld. Ich arbeitete mich nach und nach in das Thema ein. Gleichzeitig etablierte sich die Simulation mit den Jahren mehr und mehr, denn die Verantwortlichen erkannten den Nutzen. Mein Kollege Daniel Viertler stieß 2002 zu uns und fand auch in der Simulation seinen Arbeitsschwerpunkt. Wir diskutierten viel über die Simulation – über die Einsatzbereiche, die Ergebnisinterpretation, den Aufwand und Nutzen –und hatten immer wieder das Bedürfnis, tiefer in die Materie einzusteigen. Ein Vollzeitstudium war keine Option für uns, denn wir wollten unseren Weg im Berufsleben weitergehen. Da kam die Ankündigung des berufsbegleitenden esocaet-Studiengangs „Applied Computational Mechanics“ gerade zum richtigen Zeitpunkt und wir konnten gleich beim ersten Jahrgangs mit starten.

Das Unternehmen übernahm die Kursgebühren

Das wurde von Anfang an recht sportlich für uns, denn unsere Entscheidung fiel Mitte 2005, rund zwei Monate vor Studienbeginn. Für den Studienstart mussten wir im Unternehmen noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um die entsprechenden Weichen zu stellen. Es klappte jedoch alles gut. Die Kursgebühren wurden vom Unternehmen übernommen, den Rest mussten wir selber bezahlen, das heißt die Kosten für Fahrt und Unterkunft sowie die unbezahlte Freistellung.

Für uns war das Studium der Numerischen Simulation eine optimale Lösung, da wir seit Beginn unserer Berufstätigkeit numerische Berechnungen durchgeführt hatten und auch mit der Firma CADFEM eng verbunden waren, die das Studium initiierte. Aber wir starteten natürlich auch mit einigen Ungewissheiten bezüglich der Organisation und der Qualität der Lehre, dem Praxisbezug, dem Niveau der Klausuren und Prüfungen, da es der erste Jahrgang des neuen Studienangebots war.

Englischsprachiges Studium war eine Herausforderung

Eine besondere Herausforderung lag auch darin, dass es ein englischsprachiges Studium war. Daran musste ich mich erst gewöhnen, jedoch fing ich dann irgendwann an „Englisch zu denken“. Gemeinsam mit den anderen Kommilitonen waren wir eine gute Mannschaft mit vielfältigen Berufs- und Simulationserfahrungen, die gut zusammengehalten hat. Alle wollten mehr über die FEM-Theorie erfahren und sich tief in die Materie reinknien. Das mussten wir aber auch, um die Prüfungen zu bestehen.

Das Studium prägte uns stark für unsere tägliche Praxis

Schon während des Studiums stellten wir fest, dass wir mit wachsendem Simulationsverständnis im Unternehmen immer effizienter arbeiteten und immer mehr Berechnungsaufgaben lösen konnten. Das Studium prägte uns in unserer täglichen Praxis beim Herangehen an die Simulation stark. Ich lernte viel im Studium, sowohl zu einzelnen Anwendungsbereichen als auch zum grundsätzlichen Aufbau von Simulationsmodellen und die Interpretation der Berechnungsergebnisse.

Meine Masterthesis beschäftigte sich mit SCR-Systemen (Selective Catalytic Reduction) für LKW-Diesel, um Stickoxide zu reduzieren. Dazu erarbeitete ich ein Simulationskonzept für die Modellierung des Tropfenverhaltens in einem Abgaskanal auf den Grundlagen des Partikeltransports. Dabei standen die Partikel-Wand-Interaktion sowie der sekundäre Tropfenzerfall im Mittelpunk der Arbeit.

Die Simulation in der Produktentwicklung ist nicht mehr wegzudenken

Das Studium formte mich auch persönlich, denn es war mit großen Anstrengungen verbunden, die sich auf jeden Fall lohnten. Im Unternehmen lernte ich immer neue Bereiche kennen und konnte in den einzelnen Simulationsanwendungen immer mehr in die Tiefe gehen. Neue Mitarbeiter rückten nach und übernahmen zunächst die einfacheren Aufgaben. Dadurch konnte ich mich mehr um speziellere Fragestellungen der Simulation kümmern. Bei Hilite werden die Nutzenpotentiale der Simulation heute klar erkannt und weitere Investitionen getätigt. Aus meiner Sicht ist die Simulation aus der Produktentwicklung nicht mehr wegzudenken.

Rückblickend betrachtet war es ein großer Vorteil, dass wir zu zweit waren, denn wir uns gegenseitig motivierten, unterstützten und mitgezogen. Wir gingen am Wochenende oft gemeinsam zum Lernen in die Firma. Für mich war die Präsenzzeit immer besser als die Selbstlernphasen. Wir verbrachten öfter mal gemeinsam die Abende mit den Kommilitonen und teilweise auch mit Dozenten . Das ist ein anderes emotionales Erlebnis als beim E-Learning. Die Software-Entwicklung schreitet schnell voran, deshalb ist lebenslanges Lernen unabdingbar. Auch neue Methoden kommen hinzu, dadurch verfällt das vorhandene Know-how aber nicht. Die theoretischen Grundlagen sind nach wie vor erforderlich und bleiben grundsätzlich gültig.

Oliver Wutz im Interview über den Master