Kaputter Businessplan? Na und?!

Aus der Serie Erfolgsgeschichten: Konstantin Shcherbina bringt mit SKIY31 nach holprigem Corona-Start Remote-IT-Teams in der Ukraine und deutsche Unternehmen zusammen.

Erfolgsgeschichte Konstantin Shcherbina

Erfolgsgeschichten (Teil 5):
Konstantin Shcherbina bringt mit SKIY31 nach holprigem Corona-Start Remote-IT-Teams in der Ukraine und deutsche Unternehmen zusammen

Ukrainische Unbeschwertheit trifft auf deutsche Disziplin, das ist im Videocall kaum zu übersehen: Konstantin Shcherbina lacht in die Webcam, er plaudert mit einer Leichtigkeit einfach darauf los, rollt das R in seinen Worten und zieht einen in den Bann. Kein leichtes Jahr liegt hinter dem gebürtigen Ukrainer. Doch von Rückschlägen lässt sich der Gründer und Geschäftsführer von SKIY31 nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil: Er glaubt an seine Vision und hielt selbst dann an seinen Zielen fest, als diese mit dem Lockdown im März 2020 in weite Entfernung rückten. 

Konstantin ShcherbinaEs ist Februar 2020: Ein halbes Jahr lang hat der IT-Manager Konstantin Shcherbina mit seinem kleinen Team an einem Businessplan getüftelt, Marketingpläne kreiert, Kontakte geknüpft und die ersten Kunden an Land gezogen. Jetzt hat er sich seinen Traum von der Selbstständigkeit nach jahrelanger Tätigkeit bei der ABB im Mannheimer Tech-Gründungszentrum MAFINEX verwirklicht: ein IT-Outstaffing- und Consulting-Unternehmen, das deutschen Unternehmen IT-Remote-Teams in der Ukraine bereitstellt, um zeitnah und flexibel IT-Lösungen und -Projekte zu realisieren. Schließlich herrscht in Deutschland im IT-Sektor Fachkräftemangel, während in der Ukraine Jobs im Bereich IT besonders attraktiv sind. Alles ist in trockenen Tüchern, “es sah für uns absolut sicher aus”, erinnert sich der aufgeschlossene MBA-Absolvent und fügt schmunzelnd hinzu: “Und dann kam Corona.”

“Ich werde das jetzt machen”

SKIY31 ist gerade wenige Wochen alt. Zehn Jahre hat Konstantin Shcherbina auf die Realisierung seiner Idee hingearbeitet, sich ein finanzielles Polster erarbeitet, um das wirtschaftliche Risiko, das jede Existenzgründung birgt, abzufedern. Mit Corona hat jedoch niemand gerechnet. “Auf einmal hatte ich einen kaputten Businessplan, der nicht mehr funktioniert hat”, beschreibt er heute die Situation, wie Kunden Aufträge zurückgezogen haben, weil sie kein Budget hatten und um ihre Zukunft bangten. Die Idee, sich trotz der Misere wieder einer Festanstellung zu widmen, kommt dem Firmengründer jedoch nicht in den Sinn. “Ich werde das jetzt machen”, sagt er sich. Und während seine Frau als Ärztin Überstunden in einer Corona-Schwerpunktpraxis schiebt, kümmert er sich um die Betreuung der beiden Kinder, widmet sich tagsüber dem Home-Schooling des älteren Sohnes, während er müde und erschöpft in den Abendstunden an einem neuen Businessplan feilt. Ein halbes Jahr später steht dieser mitsamt einer neuen Strategie und seither befindet sich SKIY31 auf Wachstumskurs.

Corona hat der Geschäftsidee sogar in die Karten gespielt: Remote Arbeit, Remote Teams – die Akzeptanz für Mitarbeiter, die nicht am gleichen Standort arbeiten, hat deutlich zugenommen. Dass Remote Teams oftmals sogar effizienter arbeiten, haben viele Unternehmen in der Krise spüren können. Für Konstantin Shcherbina und sein Team nach dem schweren Start ein Segen: Ein Großteil seiner Mannschaft, die Entwickler, sitzen in der Ukraine. “Die Welt ist offener geworden, remote kein Problem mehr. Nun werden Talente für ausländische Märkte verfügbar und Investitionen fließen”, fasst er zusammen.

Softwareentwickler mit ausgeprägten Social Skills

Konstantin ShcherbinaDass die Ukraine ein IT-Hotspot ist, wissen viele noch nicht. Doch Konstantin Shcherbina ist überzeugt, dass das in zehn Jahren kein Geheimtipp mehr sein wird. “Das Einkommen im IT-Bereich ist in der Ukraine sehr viel höher als im Nicht-IT-Bereich. Dadurch gehen viele in diese Richtung”, verrät er und lüftet somit auch das Geheimnis, warum das Klischee des Nerds auf ukrainische Entwickler kaum zutrifft. “Weil IT so attraktiv ist, finden sich dort auch viele Menschen, die andere Stärken mitbringen und früher eher einen Beruf ausgewählt hätten, in dem sie etwa ihre kommunikative Stärke oder ihren ausgeprägten Servicegedanken mehr hätten einbringen können.” So sind es neben der IT-Kompetenz häufig die Social Skills, mit denen seine Remote Teams punkten. 

Die Offenheit, sich permanent weiterzuentwickeln, die setzt Konstantin Shcherbina voraus: “IT verändert sich so schnell, dass man permanent offen für neue Technologien sein muss. Bei ITlern ist es eine Notwendigkeit, um sich von der Masse abzuheben.” Was Weiterbildung angeht, geht der Firmengründer mit gutem Beispiel voran. Lebenslanges Lernen ist für ihn nicht nur eine Floskel, sondern ein Motto. “Ich will mich immer weiter bringen und weiter pushen. Das ist in meinen Augen der richtige Ansatz”, geht er auf seine Ambitionen ein, die ihn auch dazu geführt haben, die Sicherheit einer Festanstellung gegen das Risiko einer Selbstständigkeit einzutauschen. 

“Deutsche Kultur ist zielführend”

In dieser Beharrlichkeit und Disziplin spiegelt sich die deutsche Kultur wider, die sich Konstantin Shcherbina nach 17 Jahren Leben in Deutschland angeeignet hat. “Sie mag im Vergleich zur ukrainischen Kultur vielleicht manchmal etwas konservativ und ausbremsend erscheinen, aber es ist genau die richtige Kultur, um Ziele zu erreichen”, findet er. Sein Erfolg gibt ihm Recht: “Ich bin wirklich stolz, dass ich dieses Durchhaltevermögen hatte, das alles so aufzubauen, dass es funktioniert.”

Spannende IT-Projekte treffen bei SKIY31 auf IT-Talente. Doch die Visionen von Konstantin Shcherbina gehen noch weiter. Bis Ende des Jahres 2022 will er mit seinem Team den Bereich Technologiepartnerschaft und Start-Up-Inkubation ausbauen. Auf sein Team und sein gesamtes Netzwerk ist der Ukrainer besonders stolz. “Ich bin mir sicher: Alleine geht es nicht”, ist der zweifache Familienvater überzeugt und ergänzt: “Alle, die sagen, sie haben etwas alleine geschafft, sind oft nicht ehrlich zu sich selbst. Natürlich waren sie die Drehscheibe in der Mitte, aber es sind immer Bekanntschaften und Unterstützer, die am Gesamtergebnis teilhaben. Anders geht es nicht.” Und so denkt Konstantin Shcherbina seine Vision weiter: Langfristig sollen die Mitarbeiter am Profit beteiligt werden. “Dann können wir die Besten akquirieren, gewinnen und halten”, ist er überzeugt, dass Erfolg keine Einzelleistung ist, sondern vor allem dann eintritt, wenn viele zusammenwirken, eine Vision teilen und alle vom Ergebnis profitieren.


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