Das Paradoxon der Macht

Was ist denn mit dem passiert? Als Kollege war Michael doch so ein netter Typ. Aber seit er zum Abteilungsleiter befördert wurde, verhält er sich zunehmend distanziert und hochnäsig. Dahinter steckt das Macht-Paradoxon. Was es damit auf sich hat und wie man selbst nicht Opfer davon wird, erfährst du hier.

Das Paradoxon der Macht

Was Macht mit Menschen macht 

Was ist denn mit dem passiert? Als Kollege war Michael doch so ein netter Typ. Aber seit er zum Abteilungsleiter befördert wurde, verhält er sich zunehmend distanziert und hochnäsig. Und mit Frau Möller stimmt auch etwas nicht. Sie hat sich im Unternehmen ganz schön emporgearbeitet. Erst ein duales Studium, dann Teamleiterin im Marketing und jetzt Head of Marketing auf Konzernebene. Mit jedem Karriereschritt konnte man beobachten, wie sie an Sympathie einbüßte. Was ist mit den beiden passiert? Das Paradoxon der Macht ist eingetreten. In diesem Beitrag verraten wir dir, was Macht mit Menschen macht. 

Vor dem Macht-Paradoxon ist niemand gefeit. Menschen sind sympathisch, hilfsbereit und beliebt. Genau das macht sie mächtig. In der Regel gerät keiner in eine Machtposition, der unfreundlich und egozentrisch ist. Das lässt sich überall im gesellschaftlichen Leben beobachten. Egal, ob es darum geht, den oder die Kapitän:in für eine Sportmannschaft zu benennen, eine:n Vorstandsvorsitzende:n zu wählen, eine:n Klassensprecher:in zu bestimmen oder um Beförderungen am Arbeitsplatz: Die besten Karten haben die, die ausgeprägte Sozialkompetenzen haben und gut mit jedem auskommen.  

Das Macht-Paradoxon: Die 180-Grad-Wende 

Doch plötzlich in der höheren Machtposition angekommen, ändert sich das zwischenmenschliche Gefüge schnell. Macht macht Menschen mies, könnte man sagen. Denn mit mehr Autorität und Einfluss schwinden unbewusst nahezu automatisch Empathie und Moral. Menschen mit Macht können nur selten einem Machtmissbrauch widerstehen. Macht verändert den Charakter. Und so werden, wie im Beispiel von Michael, aus Freundlichkeit und Offenheit schnell Unzulänglichkeit und Arroganz. War er als Kollege konstruktiver Kritik stets offen gegenübergestanden und hat sie als Möglichkeit zur Verbesserung angesehen, so nimmt er inzwischen jeden noch so gut gemeinten Ratschlag persönlich und befürchtet, dass man ihn um seine Position bringen will. Aus dem Frollegen von früher ist ein Vorgesetzter geworden, der in jedem anderen plötzlich einen Konkurrenten oder eine Konkurrentin wittert und sich von ihnen zurückzieht. 

In diversen Studien und Experimenten konnte das Paradoxon der Macht bereits genauer untersucht und bestätigt werden. Psychologe und Professor Dacher Keltner von der University of California in Berkeley ist Verfasser des Buches “Das Macht-Paradoxon". Er beschreibt das Paradoxon der Macht wie folgt: “Wenn unsere Macht und unser Einfluss zunehmen, versuchen wir mit den besten Fähigkeiten, die unsere menschliche Natur zu bieten hat, etwas zu bewirken und in der Welt zu verändern. […] Aber wir verlieren die Macht wieder aufgrund unserer schlimmsten Fähigkeit: In einer paradoxen Wende verleitet uns das Bewusstsein, über Macht und Privilegien zu verfügen, zu Machtmissbrauch.“ In diesen Situationen gleich das Verhalten dem einer oder eines außer Kontrolle geratenen Soziopathin oder Soziopathen – einem Dark Leader. Für sie stehen weitgehend die Realisierung eigener Bedürfnisse im Vordergrund, weshalb für sie dann auch andere Regeln gelten als für die Allgemeinheit. 

Dank Selbstreflexion gut gewappnet 

Was kann man gegen das Paradoxon der Macht tun, wenn jede:r Opfer davon werden kann? Gibt es überhaupt einen Ausweg? Ja! Für eine gesunde Gesellschaft ist es wichtig, dass es Menschen in Machtpositionen gibt, die mit dem Macht-Paradoxon gut umgehen können. Andernfalls wären wir überall egozentrischen autoritären Menschen ausgeliefert. Wichtig für einen gesunden Umgang mit diesem Paradoxon ist es zum einen, sich dessen bewusst zu sein und zu verstehen, was Macht überhaupt bedeutet.  

Macht funktioniert nur in gesellschaftlichen Gefügen. Ein einzelner Mensch auf Erden kann keine Macht verspüren. Für Macht-Gefühle besteht eine Abhängigkeit von anderen. Das sollte man sich bewusst machen, wenn man in eine höhere Position gelangt. Zum anderen ist es wichtig, sich nicht in sich selbst zu verlieren, sondern mit Distanz auf die eigene Position zu blicken. In die Selbstreflexion zu gehen und sich selbst kritisch zu hinterfragen, ist etwas, wovon letztendlich jede:r von uns profitiert.  

Mit Zufriedenheit Versuchungen widerstehen 

Wie anfällig jemand ist, Opfer des Macht-Paradoxon zu werden, hängt ein Stück weit von seinem Umfeld und der Persönlichkeit ab. Jemand, der sich nahezu ausschließlich über seine Macht-Position definiert, ist anfälliger dafür als jemand, der gesunde Beziehungen zu anderen pflegt und verschiedene Lebensinhalte hat, die ihn oder sie erfreuen. Wer mit sich und seinem Leben zufrieden und im Einklang ist, kann den Versuchungen des Machtmissbrauchs eher widerstehen. Dann müssen sich Sympathie, Ehrlichkeit und Offenheit, mit denen man es in die Position gebracht hat, auch nicht in ihre Gegenspieler verwandeln.  

#Autor#

Vanessa Schäfer

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit. (weniger anzeigen)

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit.

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