Was Führungskräfte von Angela Merkel lernen können

16 Jahre lang war sie die “Mutter der Nation”: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ein Zeichen, dass sie einiges richtig gemacht haben muss. Wir haben geschaut, worin ihre Stärken liegen und von welchem Schachzug sich Führungskräfte noch etwas abschauen können.

Was Führungskräfte von Angela Merkel lernen können

10 Dinge, die die Bundeskanzlerin gut beherrscht

Sie war die erste Bundeskanzlerin Deutschlands, hat vier Legislaturperioden die Nation regiert und gehörte dem Politbarometer zufolge bis zuletzt (Stand: September 2021) zu den beliebtesten Politikern des Landes: Angela Merkel. Man muss sie nicht mögen, nicht jede ihrer Entscheidungen gutheißen und auch kein Christdemokrat sein, um sagen zu können, dass “Angie” in ihrem Beruf erfolgreich war. 

Als sie am 22. November 2005 verteidigt wurde, hatte sie sich nicht zu denken gewagt, dass sie als “Mutter der Nation” 16 Jahre lang die Rolle der Regierungschefin innehaben würde. Ein Zeichen, dass sie einiges richtig gemacht hat, von dem andere mit Führungsverantwortung lernen können. Schließlich sind auch Führungskräfte in der Unternehmenswelt ständigen Veränderungen ausgesetzt, müssen schnelle Entscheidungen treffen – und nicht zuletzt auch krisensicher sein, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. Deshalb haben wir 10 Dinge herausgeabreitet, bei denen sich Chef:innen etwas von Angela Merkel abschauen können.

1. Zukunftsvisionen zeigen

Veränderungen machen Angst und bereiten Sorgen: Wie wird es anschließend sein? Angela Merkel ist sich dessen bewusst. Deshalb weiß sie, wie sie die Bevölkerung abholen muss: Sie nimmt die Sorgen der Menschen ernst und zeichnet trotz aller Ungewissheiten in jeder Krise ein Zukunftsszenario, das versinnbildlicht, was bleiben wird und dass mit einem positiven Ausgang zu rechnen ist. Das bedeutet nicht automatisch, dass sie auch immer sofort eine Lösung hat. Aber es schafft Vertrauen und Sicherheit. Im Change Management ist es enorm wichtig, die Sorgen und Ängste der Mitarbeitenden, etwa um die vertraute Arbeitsumgebung oder die Sicherheit des Arbeitsplatzes, ernst zu nehmen und sie dort abzuholen, wo sie stehen.

2. An Erfolge anknüpfen

“Wir schaffen das” – diesen Spruch hat sich die Kanzlerin während der Flüchtlingskrise 2015 auf die Fahnen geschrieben. “Ich sage ganz einfach: Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!”, lautete der genaue Wortlaut. Und damit ist ihr etwas gelungen: Sie hat deutlich gemacht, dass die Bundesrepublik schon mehrere Krisen erfolgreich überwunden hat. Diese Erinnerungen daran ermutigen und geben Kraft. In schwierigen Zeiten, bei Umstrukturierungen oder knapper Auftragslage ist es ein Instrument, mit dem auch Führungskräfte ihre Belegschaft ermuntern und motivieren können.

3. Durchhaltevermögen mitbringen

Wenige Politiker:innen haben in ihrem Amt so viel Gegenwind und Angriffe einstecken müssen wie Angela Merkel. Viele haben sie vermutlich unterschätzt. Denn diese Frau blieb trotz allem hartnäckig und hat sich nicht unterkriegen lassen. Sie hat ihren Weg klar vor Augen gehabt und sich durch nichts und niemanden davon abbringen lassen. Von diesem Durchhaltevermögen können sich andere eine Scheibe von abschneiden.

4. Auf die eigenen Stärken verlassen

Die Bundeskanzlerin hat sich in ihrem Amt stets auf ihre Kompetenz verlassen. Sie ist sich ihrer Stärken bewusst und hat es damit ganz nach oben geschafft – ohne laute Selbstdarstellung wie manch anderer. Auf Basis intensiver Analysen trifft sie fundierte Entscheidungen und sucht sich Verbündete, um diese auch umsetzen zu können. Ein Zeichen von “Glauben in sich selbst”. Wer Mitarbeitende führt, braucht dieses Selbstvertrauen.

5. Verantwortung übernehmen

Erinnern Sie sich noch an den Sommer 2021, als Angela Merkel in einer Regierungserklärung Fehler bei der Bekämpfung der Pandemie eingeräumt hat? Sie hat damit etwas getan, was Führungskräfte häufig versäumen: Sie hat Verantwortung für die Situation übernommen und sich vor aller Öffentlichkeit entschuldigt. Ein Zeichen von Größe. Verübeln tut ihr den Fauxpas kaum jemand: In Krisen sind schnelle Entscheidungen gefragt. Da können Fehler passieren. Umso wichtiger ist es, für diese einzustehen und die eigene Machtposition nicht als Legitimation zu nutzen, sich alles herausnehmen zu können, ohne dafür einstehen zu müssen.

6. Empathie zeigen

Ob Flüchtlingskrise, Fehlereingeständnis oder das Stützen der MS-erkrankten Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei einem Besuch im Hochwassergebiet Ahrtal: Die Kanzlerin hat in den letzten 16 Jahren immer wieder ihre empathische Seite gezeigt. Menschliche Regungen und Betroffenheit haben ihr Pluspunkte eingebracht. Sie war nie die Staatschefin, die mit Härte und ohne Rücksicht auf Verluste alles durchgeboxt hat. Allein durch ihr Eingeständnis von Fehlern bei der Pandemiebekämpfung, für die sie gewiss nicht alleine verantwortlich war, zeigte sie eine menschliche Seite von ihr, die bei den Bürger:innen ebenso gut aufgenommen wurde wie bei Mitarbeiter:innen, wenn die Führungskraft menschliche Eigenschaften zeigt.

7. Bescheidenheit bewahren

Menschen in Machtpositionen kommt sie meist irgendwann abhanden: die bodenständige Bescheidenheit. Angela Merkel ist es gelungen, selbst im 16. Jahr ihrer Kanzlerschaft staatsmännisch und zugleich bescheiden aufzutreten. Geerdete Führungskräfte, die trotz Beförderung und zunehmendem Einfluss auf dem Boden bleiben, kommen bei Mitarbeitenden besser an als welche, denen der Erfolg in den Kopf steigt. 

8. Mit subtiler Schlagfertigkeit punkten

In ihrer weiblichen Führungsrolle hatte es die “Mutter der Nation” nicht immer leicht. Sie hat auf dem Weg nach oben wenig in den Schoß gelegt bekommen, war immer wieder Widerständen und Kritik ausgesetzt – nicht nur aufgrund ihres Amtes, sondern auch aufgrund ihres Frauseins. Merkels Geheimrezept: Sich nicht provozieren lassen und aggressiv reagieren, sondern mit subtiler Schlagfertigkeit anderen gegenübertreten, ohne persönlich zu werden. Eine Verhaltensweise, von dem vor allem weibliche Führungskräfte profitieren können. Denn aggressive Reaktionen werden bei männlichen Chefs häufig toleriert, bei Chefinnen als “unweibliches” Verhalten absolut negativ bewertet.

9. Authentizität und Glaubwürdigkeit bewahren

Schaut man sich Videoaufnahmen von Angela Merkel bei ihrer Erstkanzlerschaft ab dem Jahr 2005 an und Videos von ihr heute, erkennt man, dass sie sich abgesehen von den normalen Anzeichen, die mit dem Älterwerden einhergehen, kaum verändert hat. Optisch ist sie ihrem Stil treu geblieben, Mimik und Gestik sind dieselben und auch die Art und Weise, wie die Kanzlerin die Dinge anpackt, hat sich kaum verändert, höchstens etwas professionalisiert. Das muss man Merkel zu Gute heißen: Trotz ihrem langjährigen Machteinfluss hat sie sich nicht um 180 Grad gedreht, sondern ist sich und ihrer Linie treu geblieben. Das verleiht ihr eine große Glaubwürdigkeit. Führungskräfte können von einer solchen Authentizität in ihrem Berufsalltag ebenfalls profitieren.

10. Dosiert Persönlichkeit zeigen

Die Dosis macht das Gift: Gibt man in einer Führungsrolle wenig Persönliches preis, gilt man als unnahbar und freudlos. Dieses Image hatte Angela Merkel in den ersten Jahren ihrer Kanzlerschaft inne. Dann hat sie sich auf Kurswechsel begeben. Die Tücke: Zeigt man in einer Machtposition zu viel Persönlichkeit, macht man sich angreifbar. Die Bundeskanzlerin hat eine gesunde Balance gefunden: Sie hat nach ihrem Kurswechsel mehr Persönliches gezeigt, ohne jedoch privat zu werden und Angriffsfläche zu bieten. Diesen gesunden Mittelweg sollten Führungskräfte gehen, um einerseits zu zeigen “Ich bin eine:r von euch”, um aber andererseits die nötige Distanz zu wahren und sich nicht angreifbar zu machen.

Wie Sie sehen: Das war kein Plädoyer für die Politik Angela Merkels oder das Parteiprogramm der CDU. Viel mehr sind es Verhaltensweisen einer einflussreichen Person, mit denen die Bundeskanzlerin gut gefahren ist, so dass sie mehrfach in ihrem Amt bestätigt wurde. Vielleicht ist der ein oder andere genannte Punkt ja auch ein interessanter Schachzug für Sie, wenn Sie eine Führungsrolle innehaben.

#Autor#

Vanessa Schäfer

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit. (weniger anzeigen)

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit.

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