Wer nur ein bisschen googelt, stellt schnell fest: Es gibt unzählige Ratgeber dazu, wie und wo man seinen Techniker machen kann, wozu und wie viel das kostet, ob es ein Techniker oder Meister sein soll. Zu Recht, denn der Techniker ist eine anspruchsvolle und wertvolle berufliche Qualifikation. Was aber, wenn du den Techniker schon in der Tasche hast oder bald haben wirst und dein Wissensdurst (und vielleicht Karrieredurst) noch immer nicht gestillt ist? Kein Problem, denn lernen kann man ein Leben lang, auch nach dem Techniker – wir sagen dir, was und wozu.
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Studium als Weiterbildung nach dem Techniker
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Geprüfter Technischer Betriebswirt (IHK)
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Allgemeine Weiterbildung nach dem Techniker
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Wie finanziere ich eine Weiterbildung nach dem Techniker?
Techniker – und dann?
Herzlichen Glückwunsch, du bist Staatlich geprüfte:r Techniker:in! Falls dir das aber noch nicht reichen sollte und du mit dem Gedanken spielst, dich weiterhin fortzubilden, hast du mehrere Optionen.
Zunächst einmal solltest du dich natürlich fragen, wohin du mit einer weiteren Fortbildung möchtest: Willst du dein Wissen noch mehr in der speziellen Richtung vertiefen, die du bereits eingeschlagen hast? Schließlich gibt es über 60 anerkannte Technikerausbildungen und innerhalb dieser Ausrichtungen mitunter wiederum Spezialisierungen. Dein fachspezifisches Wissen ist also dementsprechend schon sehr ausgeprägt. Noch mehr vertiefen kannst du es aber beispielsweise durch ein Studium.
Studium als Weiterbildung nach dem Techniker
Einer der großen Vorteile an deinem Technikerabschluss ist, dass du damit laut Europäischem bzw. Deutschem Qualifikationsrahmen prinzipiell zu einem grundständigen Studium berechtigt bist. Grundständig heißt für einen Bachelorstudiengang oder ein vergleichbares Niveau, etwa ein Diplom. Die Qualifikationen deines Technikers sind nämlich einem Bachelorabschluss an einer Hochschule gleichwertig, aber nicht gleichartig, weshalb du nicht direkt in einen Master einsteigen kannst.
Besonders, wenn du einen Studiengang wählst, der inhaltlich auf deinen Kenntnissen aus dem Techniker aufbaut, solltest du deshalb keine Probleme haben, dich an einer Fachhochschule oder Universität zu bewerben. Im Gegenteil: Unter Umständen kannst du dir sogar Leistungen aus deiner Technikerausbildung auf das Studium anrechnen lassen! Damit werben etwa private Hochschulen, die ein Studium häufig oder sogar in erster Linie berufsbegleitend ermöglichen.
Genaue Infos zu einer Studienbewerbung mit dem Techniker und zu möglichen Anrechnungen erhältst du immer bei den Studienberatungen der jeweiligen Hochschulen. Auch, falls es um ein Studium in einem nicht-verwandten Fach geht – möglich ist prinzipiell auch das! Lass dich am besten individuell beraten, denn sowohl Länder als auch die Universitäten selbst haben Einfluss auf ihre Zulassungskriterien.
Wenn es ein fachverwandtes Studium sein soll, bieten sich zum Beispiel zahlreiche Studiengänge im Ingenieurwesen an, bei denen sich vielleicht der finden lässt, der genau zu deinem Technikerabschluss passt.
BWL und ähnliche wirtschaftliche Studiengänge können deine technischen Kenntnisse um betriebswirtschaftliche Kompetenzen erweitern – dem Weg Richtung Management und Betriebsorganisation widmen wir uns auch in den nächsten Abschnitten.
Nun sagt aber keiner, dass man nicht auch weiterlernen kann, ohne zu studieren. Du hast noch zahlreiche weitere Optionen, die wir dir im Folgenden kurz vorstellen möchten.
Geprüfter Technischer Betriebswirt (IHK)
Du hast dich einmal über die Industrie- und Handelskammern fortgebildet – warum nicht noch einmal?
Wenn du nach der Niveaustufe 6 des Europäischen/Deutschen Qualifikationsrahmens, die du mit dem Techniker erreicht hast, noch ein bisschen weiter auf der Treppe klettern möchtest, empfiehlt sich eine Fortbildung zum Geprüften Technischen Betriebswirt durch die IHK. Damit landest du auf der Niveaustufe 7 des Qualifikationsrahmens und bist somit im Wert deiner Qualifizierung einem Master gleichgestellt. Es handelt sich um eine Aufstiegsfortbildung, so wie beim Techniker – informiere dich also vorab, ob eine Förderung durch Aufstiegs-BAföG für dich in Frage kommen könnte. Auch die Förderung durch einen Bildungsgutschein ist denkbar.
Der Geprüfte Technische Betriebswirt ist derzeit (Stand September 2020) auf dem Niveau der höchsten IHK-Abschlüsse, du erweiterst also deine Kenntnisse noch mehr, vor allem um betriebswirtschaftliche Inhalte. Die Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung sind deshalb recht streng: Du als Techniker/in bist zugelassen, außerdem Industriemeister/innen oder vergleichbare technische Meister/innen, Technische Fachwirte (IHK) oder Ingenieur/innen mit Berufserfahrung. Ansonsten muss man schon sehr genau über Zeugnisse oder andere Arten nachweisen können, dass man die Voraussetzungen mitbringt.
Der hohen Qualifikationsstufe entsprechend werden deine Fähigkeiten auf Herz und Nieren geprüft, schließlich sollst du dich mit dieser Qualifizierung perfekt als Schnittstelle zwischen technischen und betriebswirtschaftlichen Aufgaben in einem Betrieb positionieren können und dich ebenfalls mit Management- und Führungsaufgaben auskennen.
Die Prüfung zum Technischen Betriebswirt (IHK)
Die Prüfung ist in drei Teile aufgegliedert:
- Wirtschaftliches Handeln und betrieblicher Leistungsprozess
- Aspekte der allgemeinen Volks- und Betriebswirtschaftslehre
- Rechnungswesen
- Finanzierung und Investition
- Material-, Produktions- und Absatzwirtschaft
- Management und Führung
- Organisation und Unternehmensführung
- Personalmanagement
- Informations- und Kommunikationstechniken
- Fachübergreifender technikbezogener Prüfungsteil
- Du löst „komplexe, praxisorientierte Problemstellungen an der Schnittstelle der technischen und kaufmännischen Funktionsbereiche im Betrieb“.
- Die Themen können alle bisher aufgeführten Prüfungsanforderungen umfassen.
- Du fertigst die Projektarbeit als Hausarbeit an und stellst diese als Präsentation und in einem anschließenden Fachgespräch vor.
Für die detaillierten Inhalte der einzelnen Prüfungsabschnitte kannst du dir einfach die genaue Gesetzesverordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Technischer Betriebswirt auf den Seiten des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz ansehen. Übrigens: Dass ein Lehrgang zur Vorbereitung absolviert werden muss, wird in diesem Text offiziell nicht erwähnt – aufgrund der anspruchsvollen Inhalte ist es aber fraglich, ob man darauf verzichten sollte. Bei diesen und weiteren Anfragen kannst du dich einfach an deine örtliche IHK wenden.
Vorbereitungskurse zum Geprüften Technischen Betriebswirt
Die Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Prüfung gibt es sowohl in Präsenzform als auch als Fernlehrgang, als Crashkurs und über längere Zeit. Wenn du etwa zehn bis zwölf Stunden pro Woche in einen Fernlehrgang investieren kannst, solltest du mit einer Dauer von etwa 18 Monaten rechnen, bis du für die Prüfung bereit bist. Unter Umständen sind in Fernlehrgängen einige Präsenzseminare eingeplant, informiere dich darüber am besten schon vorab beim Veranstalter. Der Vorteil: In der Regel kannst du Fernlehrgänge vier Wochen lang kostenlos testen.
In einem Präsenzkurs steckst du deine Wochenenden und/oder Abende in die Ausbildung, was etwa ein bis zwei Jahre dauert. Außerdem werden Crashkurse angeboten, die den Stoff schon in wenigen Monaten vermitteln – allerdings in Vollzeit. Wofür du dich entscheidest, hängt unter anderem von deinem Zeitmanagement und deinem Lerntyp ab.
Kosten
Die Kosten variieren je nach Anbieter und Lehrform, aber du solltest zwischen 3.000 und 4.000 Euro einplanen. Hinzu kommen die Prüfungsgebühren der jeweiligen IHK, die regional unterschiedlich sind, aber du solltest mit mehreren hundert Euro rechnen.
Übrigens: Auch IHKs selbst veranstalten Vorbereitungskurse, informiere dich dazu am besten bei deiner IHK vor Ort.
Allgemeine Weiterbildung nach dem Techniker
Wenn dir keine weitere Fortbildung im Ausmaß des Technikers vorschwebt und/oder du dich nicht noch tiefer in dein bereits bekanntes Gebiet einlesen möchtest, gibt es natürlich eine Menge an allgemeinbildenderen Weiterbildungen, die für dich nützlich sein können. Hier sind nur einige deiner vielen Optionen.
Ausbildung der Ausbilder (AdA)
Die Ausbildung der Ausbilder, auch bekannt als Ausbilderschein oder -eignung, berechtigt dich, in deinem Berufsfeld auszubilden. Ausbilden kann nach der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) nur, wer persönlich und fachlich geeignet ist.
Persönlich nicht geeignet sind Personen, die Kinder und Jugendliche nicht beschäftigen dürfen oder die wiederholt und schwer gegen das Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder Vorschriften und Bestimmungen auf dessen Grundlage verstoßen haben. Fachlich geeignet bist du, wenn du berufliche sowie berufs- und arbeitspädagogische Fertigkeiten mitbringst. Die berufliche Eignung lässt sich über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium in einer dem Ausbildungsberuf entsprechenden Fachrichtung nachweisen – mit dem Techniker in der Tasche kannst du das auf jeden Fall.
Deine berufs- und arbeitspädagogischen Fertigkeiten sind die Inhalte, über die du die Ausbilderprüfung ablegst. Die AEVO legt diese in §2 folgendermaßen fest:
„Die berufs- und arbeitspädagogische Eignung umfasst die Kompetenz zum selbstständigen Planen, Durchführen und Kontrollieren der Berufsausbildung in den Handlungsfeldern:
- Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen,
- Ausbildung vorbereiten und bei der Einstellung von Auszubildenden mitwirken,
- Ausbildung durchführen und
- Ausbildung abschließen.“
Quelle:https://www.gesetze-im-internet.de/ausbeignv_2009/__2.html
Konkret heißt das, dass du eine schriftliche und praktische Prüfung ablegst. Die praktische Prüfung besteht aus einer Präsentation oder der praktischen Durchführung einer Ausbildungssituation und einem Fachgespräch. Abgenommen werden die Prüfungen von den zuständigen Stellen, also Handwerkskammern oder Industrie- und Handelskammern.
Dauer und Kosten
Du kannst die dazugehörigen Kurse bei den IHKs und HWKs selbst belegen, es gibt zum Beispiel Kompaktkurse über wenige Wochen in Vollzeit, die in der Regel einige hundert Euro kosten. Aber auch private Anbieter haben die Vorbereitungskurse zu vergleichbaren Preisen im Programm. Sollten sich mehrere Angestellte in deinem Betrieb zu Ausbilder:innen qualifizieren wollen, gibt es zudem In-House-Schulungsangebote.
Organisation, Personal & Co.
Es muss ja nicht immer ein ganzes Studium oder der Geprüfte Technische Betriebswirt sein, um sich (noch) mehr für die betriebswirtschaftlichen und personalspezifischen Aufgabenbereiche deines Unternehmens zu qualifizieren.
Sprachkurs
Arbeitet dein Unternehmen vielleicht international? Oder musst du dich des Öfteren mit Betriebsanleitungen in fremden Sprachen auseinandersetzen? Mit diesen (und weiteren) Gründen kann man für einen Kurs in Sprachen argumentieren. Sei es, um eingerostete Kenntnisse aufzufrischen und damit eine reibungslosere Kommunikation zu ermöglichen, etwa durch einen Kurs in Business Englisch, oder aber, um sich einer neuen Sprache zu widmen.
Letzteres bringt dir vielleicht nicht umgehend Vorteile in deiner Karriere, aber wenn du dranbleibst und bei potenziellen Bewerbungen der nächsten Jahre deine Kenntnisse in einer Sprache, die nicht Englisch ist, angeben kannst, ist das mit Sicherheit kein Nachteil. Dies gilt vor allem, falls du mit dem Gedanken spielst, einmal im Ausland zu arbeiten.
Sprachkurse gibt es unzählige, angeboten von Volkshochschulen bis zu Fern(hoch)schulen. Natürlich sind inzwischen auch zahlreiche Apps auf dem Markt, allerdings ist der Durchhaltewille beim ganz eigenständigen Lernen nicht immer der stärkste.
Wie finanziere ich eine Weiterbildung nach dem Techniker?
Ob du dich nun für eine umfassende oder kompakte, fachspezifische oder allgemeine Fortbildung entscheidest, es lohnt sich immer, sich vorab gründliche Gedanken über die Finanzierung zu machen.
In manchen Fällen könnte BAföG für dich in Frage kommen, etwa, wenn du dich für ein Studium entscheidest. Aufstiegs-BAföG ist eine Option, wenn du dich zum Beispiel für eine Ausbildung zum Technischen Betriebswirt entscheidest. Darüber hinaus sind viele Weiterbildungen durch Bildungsgutscheine oder Bildungsschecks (in NRW) finanzierbar.
Weitere Infos zu den einzelnen Optionen findest du in unserer Rubrik zur Weiterbildungsförderung.
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