ChatGPT: Chancen und Risiken der KI

Er kennt die Antwort auf jede Frage, schreibt Reden gleichermaßen wie Programmiercodes, spuckt Kochrezepte aus, hat Witze parat, erledigt Hausaufgaben – und ist faszinierend wie beängstigend zugleich: ChatGPT. Welche Chancen bietet die KI? Und was ist in Sachen Datenschutz und Urheberrecht zu beachten? Wir geben einen Überblick.

ChatGPT: Chancen und Risiken der KI

Datenschutz, Urheberrecht und Zeitersparnis: Was ist mit dem Chatbot möglich? 

Er kennt die Antwort auf jede Frage, schreibt Reden gleichermaßen wie Programmiercodes, spuckt Kochrezepte aus, hat Witze parat, erledigt Hausaufgaben – und ist faszinierend wie beängstigend zugleich: ChatGPT. Seit die KI-Software Ende 2022 gelauncht wurde, ist sie in aller Munde und sorgt zugleich für ein Wettrüsten in Sachen KI. Alexa und Siri scheinen angesichts der neuen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz fast schon aus der Zeit gekommen. Zugleich bangt Google um seine Position als weltweit führende Suchmaschine. ChatGPT scheint plötzlich die Antwort auf viele Fragen, die Lösung vieler Probleme zu sein – und steckt zugleich noch in den Kinderschuhen. Wir beleuchten den Chatbot genauer und werfen einen Blick auf die Tücken, die dieser KI-Tausendsassa mit sich bringt. 

Was ist ChatGPT? 

ChatGPT ist genau genommen ein Chatbot, auch wenn das Wort im Zusammenhang mit der Software von OpenAI fast schon untertrieben ist. GPT steht für “Generative Pretrained Transformer”. Wer die aktuell noch kostenlose Software nutzt (Stand: Februar 2023), gibt dort eine Frage oder einen Befehl ein und der Chatbot löst den Auftrag in Echtzeit ohne direktes Zutun eines Menschen. Dazu greift ChatGPT auf eine riesige Menge an Daten, die überwiegend im Internet zu finden sind, und eine gigantische Rechenleistung zurück. Damit gelingt es der KI-Software, menschenähnliche Texte auf Grundlage der Nutzereingaben zu verarbeiten und zu generieren – und zwar nicht nur auf Englisch, sondern unter anderem auch auf Deutsch.  

Wer das Tool bereits getestet hat, ist erstaunt über das, was es am Ende generiert: Denn die Antworten erscheinen meist qualitativ gut. Sprache, Rechtschreibung und Grammatikregeln sind einwandfrei. Mit ein paar Eingaben in die Maske scheint bei dem Tool vermeintlich alles möglich zu sein. IT-Riese Microsoft investiert Milliarden in diese KI. Eine Integration von ChatGPT in Microsoft 365 sowie die hauseigene Suchmaschine Bing und den Browser Edge sind bereits im Gespräch. 

Nachteile von ChatGPT 

Der Hype um ChatGPT ist groß. Das ist angesichts all der Möglichkeiten, die sich durch diese Software auftun, nachvollziehbar. Dennoch sollte der Chatbot nicht durch die rosarote Brille betrachtet werden. Er birgt auch durchaus Nachteile und Gefahren – und zwar nicht nur hinsichtlich Datenschutzes und Urheberrechts, worauf wir noch eingehen werden. Zu den Schwachstellen des Systems gehören: 

  • Da sich der Chatbot an Daten aus dem Internet bedient, sind auch falsche Ergebnisse denkbar. Das Tool kann nicht zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden. So ist nicht immer klar, ob sich ChatGPT gerade auf echte Fakten beruft oder etwas erfunden hat. 

  • Der Bot spuckt auch rassistische und antisemitische Inhalte aus, eben alles, was im Internet zu finden ist, und fördert so die Verbreitung solcher Äußerungen. 

  • Die Software arbeitet auf dem Wissensstand von 2021 und somit nicht aktuell. Ereignisse, die seither stattgefunden haben, bleiben in den Antworten unberücksichtigt. 

  • Es ist nicht nachvollziehbar, welche Quellen das Programm wann und wie in seine Aussagen einfließen lässt. 

  • ChatGPT kann für kriminelle Machenschaften missbraucht werden. Von der Erstellung von Phishing-Mails über Anleitungen zu Wohnungseinbrüchen bis hin zu Tipps für Trickbetrüger:innen hält das Programm alles bereit. 

Gefährdet ChatGPT Jobs? 

Eine weitere Gefahr, die viele in Zusammenhang mit ChatGPT wittern, ist ein potentieller Jobverlust, weil die Arbeitsaufgaben von KI übernommen werden. Tatsächlich werden auch jetzt schon häufig Chatbots im Vertrieb, Kundenservice und Marketing eingesetzt. Mit ChatGPT ließe sich der Einsatz auch auf weitere Bereiche ausdehnen, in denen viele Informationen gesammelt, analysiert und interpretiert werden. Denkbar sind hier etwa IT-Jobs, weil Programme wie ChatGPT schneller als Menschen programmieren, aber auch Medienberufe, bei denen es um das Erstellen von Inhalten geht.  

Die Bandbreite reicht jedoch noch viel weiter: Lehrer:innen ließen sich teils durch ChatGPT ersetzen, auch um viele Aufgaben in der Buchhaltung kann sich KI kümmern ebenso wie in der Rechtsbranche. Das Netz ließe sich noch weiterspinnen. Doch werden all diese Bereiche künftig von Künstlicher Intelligenz vereinnahmt werden? Nein! Denn überall gehört menschliches Urteilsvermögen dazu. Einzelne Aufgabenbereiche dieser Berufsbilder können jedoch langfristig KI-unterstützt werden. Dabei sind jedoch zwei nicht unwesentliche Dinge zu beachten, die aktuell im Zusammenhang mit ChatGPT noch eine Grauzone bilden: Datenschutz und Urheberrecht

ChatGPT und Datenschutz 

Was bei all der Euphorie um ChatGPT bei vielen aus dem Blick gerät, sind die rechtlichen Aspekte. Der Datenschutz wird oft außer Acht gelassen. Hier liegt das Problem vor allem auf der Datenbasis, an der sich der Chatbot bedient. In dieser können personenbezogene Daten, wie persönliche Angaben oder finanzielle Informationen, enthalten sein. Folge: Es können Daten mit Personenbezug in die durch den Chatbot erstellten Inhalte einfließen. Bei einer Verarbeitung der Daten kann ein Verstoß gegen die DSGVO vorliegen, so dass mit Abmahnungen und Geldbußen gerechnet werden muss. 

Ein Verstoß gegen den Datenschutz begeht nicht der Betreiber der Software, also OpenAI, sondern die Unternehmen, die die Chatbots einsetzen. Sie sind als “Verantwortliche” nach Art. 4 Nr. 7 DSGVO für die Gewährleistung des Datenschutzes verantwortlich. Weil sämtliche Server von ChatGPT in den USA angesiedelt sind, gehen Datenschutzexperten und Datenschutzexpertinnen derzeit nicht davon aus, dass es zeitnah eine datenschutzkonforme Lösung in Europa geben wird. 

Kann man den Chatbot dennoch nutzen? Ja, aber mit Vorsicht. Die von ChatGPT generierten Texte sollten daraufhin überprüft werden, ob sie personenbezogene Daten von Dritten enthalten. Wenn ja, sollte der Text nicht verwendet werden. Wichtig ist ebenso, bei der Verwendung des Chatbots keine personenbezogenen Daten einzugeben, so dass diese nicht an anderer Stelle missbraucht werden können.  

ChatGPT und Urheberrecht 

Darf man von ChatGPT generierte Texte überhaupt verwenden oder könnte man damit einen Verstoß gegen das Urheberrecht begehen? Das ist eine weitere, berechtigte rechtliche Frage. Schaut man auf §2 Abs. 2 des Urheberrechts, so werden schützenswerte Werke als persönliche geistige Schöpfungen von Menschen definiert. ChatGPT ist keine Person. Auch die Inhaltsgenerierung des Chatbots ist nicht schöpferisch, weil sie auf bereits bestehenden, eingespeisten Daten beruht. 

Aber: Die von ChatGPT generierten Texte können urheberrechtlich geschützte Inhalte Dritter enthalten. Mit der Veröffentlichung oder Vervielfältigung dieser Inhalte ohne Einwilligung des Urhebers oder der Urheberin kann ein Verstoß gegen das Urheberrecht einhergehen (§§ 16 und 19 UrhG). Urheber:innen können dann gegebenenfalls Abmahnungs-, Unterlassungs-, Beseitigungs- sowie Schadensersatzansprüche geltend machen. Das gab es bereits bei der Bildbearbeitungsapp Lensa, die ebenfalls auf KI beruht und Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen übernommen hat, ohne dafür zu bezahlen.  

Das derzeitige Urheberrecht ist nicht auf KI-basierte Werke ausgelegt (Stand: Februar 2023). Urheberrechtsexpertinnen und -experten gehen davon aus, dass ein Verstoß dann vor liegt, wenn der Abstand zum ursprünglichen Werk nicht ausreichend ist, das heißt wenn Auszüge des KI-generierten Textes noch zu sehr dem Original ähneln. Ist der Abstand zum Original groß genug, könne der Text auch ohne Einwilligung verwendet werden. Die Krux bei der Sache ist: Es ist kaum möglich, einen Verstoß gegen bestehendes Urheberrecht sicherzustellen, weil man nicht weiß, auf welche Quellen ChatGPT bei der Erstellung der Inhalte zurückgreift. 

Wer also ChatGPT verwendet und die Inhalte veröffentlichen oder verbreiten will, sollte diese intensiv prüfen, gegebenenfalls mit korrekten Quellenangaben arbeiten oder die Inhalte so in eigener Sprache umschreiben, dass keine Ähnlichkeit mehr zum Original besteht. 

Fazit 

ChatGPT ist ein vielversprechendes Tool, das langfristig in viele Bereiche unseres Lebens eingreifen könnte. Es kann Dinge vereinfachen, Zeit sparen und viele Fragen beantworten. Vielleicht wird der Chatbot langfristig sogar führende Suchmaschinen ablösen. Doch wie jede KI hat auch ChatGPT seine Tücken und kann menschlichen Sachverstand nicht ersetzen.  

Was die Software ausspuckt, sollte stets noch einmal geprüft werden, etwa auf den Wahrheitsgehalt, auf die Aktualität, auf rassistische, antisemitische oder kriminelle Äußerungen und vor allem hinsichtlich des Datenschutzes und des Urheberrechts. Eine Künstliche Intelligenz ist immer nur so gut wie das System, das dahintersteckt. Das Internet als Ressource ist dahingehend grenzenlos und hält an Inhalten alles bereit – so dass man um eine gründliche Prüfung nicht herumkommt. 

#Autor#

Vanessa Schäfer

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit. (weniger anzeigen)

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit.

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