Care-Arbeit und Gehaltsunterschiede

Kinderbetreuung, Altenpflege und Homeschooling: Auch im privaten Bereich nimmt der Pflegeanteil zu. Oftmals stemmen Frauen diesen Mehraufwand – und verzichten dabei auf Gehalt und Karrierechancen. Mehr zum Gender Care Gap finden Sie im neuen Ratgeberbeitrag.

Care-Arbeit und Gehaltsunterschiede

Hin zu traditionellen Rollenverteilungen?

Kinderbetreuung, Altenpflege und seit letztem Jahr auch Homeschooling: Auch im privaten Bereich nimmt der Pflegeanteil zu. Oftmals stemmen Frauen diesen Mehraufwand – und verzichten dabei auf Gehalt und Karrierechancen.

Der Gender Care Cap

Im Alltag verbringen Frauen, je nach Beschäftigungsverhältnis, 50-70 % ihrer Zeit damit, Kinder zu betreuen, Angehörige zu pflegen oder in einem Ehrenamt tätig zu sein. Das Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familien und Jugend verzeichnet in diesem Zusammenhang für eine 34 Jahre alte Frau mit Kindern 5,18 Stunden tägliche Care-Arbeit, wohingegen der Wert bei einem gleich alten Mann mit Kindern nur 2,31 Stunden pro Tag beträgt. Frauen leisten demnach mehr als doppelt so viel unbezahlte Arbeit als Männer, die durch eine lukrative Vollzeitanstellung und weniger Care-Arbeit weniger Gehaltseinbußen hinnehmen müssen und somit auch im Alter besser dastehen. Denn Frauen landen nach der Geburt eines Kindes oftmals in der Teilzeitfalle oder sind gar nur noch in Minijobs tätig. Dies hat diverse Auswirkungen:

  • In diesen Beschäftigungsverhältnissen zahlen Frauen deutlich weniger in die Rentenversicherung ein.
  • In Teilzeit werden Führungspositionen so gut wie nie vergeben – Frauen gehen also leer aus in Sachen Karriereplanung.
  • Altersarmut aufgrund kleiner Renten: statista.com zufolge lag die Altersgefährdungsquote bei Frauen im Jahr 2019 bei 16,6 %.

Woher rührt das Ganze? Frauen ergreifen eher Berufe im sozialen oder Dienstleistungsbereich als Männer, die tendenziell schlechter entlohnt werden als Berufe im technischen oder naturwissenschaftlichen Gewerbe. Folgt dann zusätzlich die Erwerbspause aufgrund von Schwangerschaft, Mutterschutz und Elternzeit, rutschen Frauen durch die Kinderbetreuung oftmals in die Teilzeitfalle ab. Mit dem schon geringeren Einkommen in der Vollzeitanstellung verdienen Frauen dann nochmals weniger. Je nach Dauer der Elternzeit und Anzahl der Kinder können Frauen viele Jahre verlieren, in denen sie kräftig in die Rentenkassen hätten einzahlen können. Jedoch gehen heutzutage auch mehr Väter in Elternzeit. Allerdings weitaus kürzer und mit weniger Lohneinbußen verbunden, mit denen Frauen lange zu kämpfen haben.

Der Equal Care Day ist ein seit 2016 jährlich stattfindender Aktionstag, der den zumeist weiblichen Care-Arbeiterinnen Respekt und Anerkennung dafür aussprechen soll, dass die Pflegearbeit in vielen Fällen unter- oder unbezahlt ausgeübt wird. Zudem soll durch den Aktionstag natürlich auch auf diese Missstände hingewiesen werden. Fun Fact am Rande: Der Equal Care Day fällt, je nach Jahr, entweder auf den 29. Februar oder 1. März. Die Datierung auf den Schalttag soll einmal mehr darauf hinweisen, dass Care-Arbeit meist im Verborgenen stattfindet und kaum Beachtung und Anerkennung im Alltag findet.

Der Gender Pay Gap

Auch die Corona-Krise hat dazu geführt, dass zahlreiche Haushalte sich wieder zu traditionellen Rollenverteilungen hin entwickelt haben. Homeschooling, Sorge um den Arbeitsplatz im Einzelhandel oder im sozialen Bereich sowie die Pflege von älteren Angehörigen bestimmten den Alltag – in der Mehrzahl der Fälle den von Frauen. Die Pandemie hat demnach auch die Benachteiligung von Frauen in vielerlei Bereichen verschärft. Arbeitszeiten wurden reduziert, um “Frau” zu werden über Kinderbetreuung und Altenpflege. Die Konsequenz: Der Anteil der unbezahlten Care-Arbeit nahm zu, der Anteil an bezahlter Arbeitszeit verringerte sich.

2020 lag der Gender Pay Gap bei etwa 18 %. Das heißt, Frauen verdienten durchschnittlich 18 % pro Stunde weniger als Männer. Selbst nach Bereinigung des Wertes, also nach Gleichstellung von Qualifikationen und anderen Merkmalen, beträgt dieser immer noch 6 %. 6 %, bei denen niemand weiß, wieso diese zustande kommen. Die Corona-Krise hat diesen Wert zwar nicht komplett verändert, da auch viele Männer von Kurzarbeit oder Stellenstreichungen betroffen waren, dennoch ebnete sie den Weg hin zu alten Rollenbildern. So werden Frauen es schwieriger haben, erneut in den Arbeitsmarkt einzusteigen und aus der Care-Arbeit herauszukommen, die Karriere und ein gutes Gehalt wesentlich erschwert.

Maßnahmen dagegen

Die Bundesregierung hat einige Maßnahmen verabschiedet, um die Lohnlücke in den nächsten Jahren zu schließen:

  • Einführung einer Geschlechterquote in Aufsichtsräten
  • Einführung des Entgelttransparenzgesetzes, das besagt, dass Unternehmen ab einer bestimmten Größe Gehälter offenlegen oder Gehaltsunterschiede begründen müssen
  • Ausbau an Kinderbetreuungsangeboten
  • Elterngeld und ElterngeldPlus
  • Einführung des Aktionsprogramms “Perspektive Wiedereinstieg”

Eine moderne Gleichstellungspolitik und Frauenförderung kann das Problem im Bereich Gender Pay Gap und Gender Care Gap lösen, was zwar aufwendig, aber nicht unmöglich sein wird. Es bedarf jedoch einiges an Zeit, um Frauen bessere Bedingungen zu bieten, was die Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbstätigkeit angeht.

#Autor#

Svenja Oeder

Communications Manager (mehr anzeigen)
Svenja ist als Communications Manager bei kursfinder.de tätig. Sie sorgt als Redaktionsleitung unter anderem dafür, dass die Webseite nutzerfreundlich und SEO-optimiert gestaltet ist, sodass die Portalnutzer:innen zu der Weiterbildung gelangen, die sie weiterbringt. Dazu stellt sie mit ihrem Website-Team sicher, dass die Kurse der Anbieter auf kursfinder.de ansprechend dargestellt werden. Neben ihrer Website-Tätigkeit stammen alle Beiträge des kursfinder.de-Wissensguides aus ihrer Feder. In diesem wird regelmäßig ein neuer, kurzweiliger Artikel veröffentlicht, der den Lesenden entweder eine neue Kompetenz aufzeigt oder Zusatzwissen im Job vermittelt. (weniger anzeigen)

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Svenja ist als Communications Manager bei kursfinder.de tätig. Sie sorgt als Redaktionsleitung unter anderem dafür, dass die Webseite nutzerfreundlich und SEO-optimiert gestaltet ist, sodass die Portalnutzer:innen zu der Weiterbildung gelangen, die sie weiterbringt. Dazu stellt sie mit ihrem Website-Team sicher, dass die Kurse der Anbieter auf kursfinder.de ansprechend dargestellt werden. Neben ihrer Website-Tätigkeit stammen alle Beiträge des kursfinder.de-Wissensguides aus ihrer Feder. In diesem wird regelmäßig ein neuer, kurzweiliger Artikel veröffentlicht, der den Lesenden entweder eine neue Kompetenz aufzeigt oder Zusatzwissen im Job vermittelt.

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