Stay-Interviews: Mitarbeiterbindung durch gezielte Gespräche

Stay-Interviews gewinnen zunehmend an Bedeutung, wenn es um Mitarbeiterbindung geht. Was es dabei zu beachten gilt, erfährst du hier.

Stay-Interviews: Mitarbeiterbindung durch gezielte Gespräche

Mitarbeitende binden und halten

Die Mitarbeiterbindung ist ein zentraler Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen. Ein hoher Mitarbeiterverbleib trägt nicht nur zur Stabilität und Kontinuität bei, sondern senkt auch die Kosten für die Einarbeitung neuer Kollegen und Kolleginnen. In diesem Zusammenhang gewinnen Stay-Interviews zunehmend an Bedeutung. Diese speziellen Gespräche dienen dazu, langfristig Mitarbeitende zu halten, ihre Zufriedenheit zu erhöhen und wertvolle Einblicke in die Unternehmenskultur zu gewinnen.

Was sind Stay-Interviews?

Stay-Interviews, auch als Verbleib- oder Halteinterviews bezeichnet, sind strukturierte Gespräche zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, die darauf abzielen, die Bindung zwischen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in zu stärken. Im Gegensatz zu den Exit-Interviews, die oft nach der Kündigung geführt werden, finden Stay-Interviews regelmäßig und proaktiv statt. Das Ziel ist es, die Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche der Mitarbeitenden zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Arbeitszufriedenheit und -bindung zu ergreifen.

Warum sind Stay-Interviews wichtig?

Stay-Interviews sind ein wirksames Instrument zur Mitarbeiterbindung aus verschiedenen Gründen:

Frühzeitige Identifikation von Problemen:

Durch regelmäßige Gespräche können potenzielle Unzufriedenheiten oder Konflikte frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie zu Kündigungen führen.

Stärkung des Mitarbeiterengagements:

Indem Mitarbeitenden aktiv zugehört und auf ihre Anliegen eingegangen wird, fühlen sie sich wertgeschätzt und ernst genommen. Dies erhöht ihr Engagement und ihre Loyalität gegenüber dem Unternehmen.

Verbesserung der Unternehmenskultur:

Stay-Interviews bieten die Gelegenheit zu überprüfen, wie die festgelegte Unternehmenskultur von den Angestellten angenommen und im Arbeitsalltag gelebt wird. Die Gespräche eröffnen demnach die Möglichkeit, die Unternehmenskultur zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen, um besser zu den Bedürfnissen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu passen.

Kosteneffizienz:

Die Aufrechterhaltung bestehender Mitarbeitenden und ist in der Regel kostengünstiger als die Einstellung und Einarbeitung neuer Kollegen und Kolleginnen.

Die Durchführung von Stay-Interviews

Die erfolgreiche Durchführung von Stay-Interviews erfordert eine sorgfältige Planung, durchdachte Umsetzung und nachhaltige Evaluation. Diese Punkte sollten dabei vom Personalmanagement/HR beachtet werden:

Auswahl der Teilnehmenden:

Es ist ratsam, zunächst mit Mitarbeitenden zu sprechen, die im Unternehmen eine Schlüsselrolle oder die längere Betriebszugehörigkeit haben. Das ist aus mehreren Gründen eine sinnvolle Vorgehensweise. Langjährige Mitarbeitende haben in der Regel tiefgehende Kenntnisse über das Unternehmen, seine Kultur, seine Veränderungen im Laufe der Zeit und seine Stärken und Schwächen. Sie können wertvolle Einblicke und Perspektiven bieten, die für das Management und die Unternehmensentwicklung äußerst nützlich sind. Darüber hinaus sind sie häufig eine Quelle der Stabilität und wichtige Identifikations- und Vertrauenspersonen innerhalb eines Teams oder des Unternehmens. Sie können dadurch nicht nur tiefe Einblicke in die Zusammenarbeit liefern, sondern auch andere Mitarbeitende darin bestärken, offen und ehrlich in einem Stay-Interview aufzutreten.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Stay-Interviews im Laufe der Zeit auf alle Mitarbeitenden ausgeweitet werden, unabhängig von ihrer Betriebszugehörigkeit. Alle haben wertvolle Perspektiven und Beiträge zu leisten und ihre Bedürfnisse und Anliegen sollten gleichermaßen berücksichtigt werden. Das Starten mit langjährigen Mitarbeitenden kann jedoch dazu beitragen, eine solide Grundlage für den Prozess zu schaffen und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.

Festlegen der Gesprächsstruktur:

Im Vorfeld der Bleibe-Gespräche sollte ein Gesprächsleitfaden, mit relevanten Fragen und Themen, erstellt werden. Dieser Leitfaden sollte flexibel genug sein, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, aber gleichzeitig standardisierte Fragen enthalten, um wiederkehrende Probleme oder Konflikte sicher identifizieren zu können.

Durchführung der Interviews:

Die Gespräche sollten regelmäßig stattfinden, beispielsweise einmal im Halbjahr, um Veränderungen zu besprechen und Entwicklungen voranzutreiben.  Wichtig ist, dass die Gespräche vertraulich sind und in einer entspannten Atmosphäre geführt werden. Offene Kommunikation sollte gefördert werden und sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende sollten sich frei äußern können, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Darüber hinaus ist es wichtig, genügend Zeit einzuplanen. Die Stay-Interviews sind dazu da, Gedanken ausführlich zu äußern und in einen intensiven Austausch zu gehen. Ein flexibler Zeitrahmen ist daher sinnvoll.

Analyse der Ergebnisse:
Die Gespräche führen ins Leere, wenn die besprochenen Themen nicht reflektiert und analysiert werden. Es ist daher entscheidend, die Erkenntnisse aus den Interviews auszuwerten und wiederkehrende Themen und Trends zu identifizieren. Nur so können daraus auch Entwicklungspotenziale, nötige Veränderungen und zuletzt auch Handlungen abgeleitet werden.  

Maßnahmen ergreifen:

Basierend auf den Ergebnissen der Stay-Interviews sollten gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden zu erhöhen. Dies kann beispielsweise die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Schulungen oder Karrierechancen umfassen. Wenn Maßnahmen nach den Gesprächen ausbleiben, könnte es dazu führen, dass Mitarbeitende das Gefühl bekommen, ihr Feedback wird nicht wertgeschätzt. Eine „Es-ändert-sich-eh-nichts-Einstellung“ der Mitarbeitenden wäre Gift für die Unternehmenskultur. Versprechungen sollten unbedingt eingehalten und angekündigte Veränderungen umgesetzt werden.

Fragen im Stay-Interview

Die Fragen, die in einem Stay-Interview gestellt werden, können je nach Unternehmen, Branche und individuellen Zielen variieren. Hier sind jedoch einige allgemeine Fragen, die in Stay-Interviews nützlich sein können:

  • Warum haben Sie sich ursprünglich dazu entschieden, in unserem Unternehmen zu arbeiten?
  • Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit und Ihrem Team am meisten?
  • Welche Aspekte Ihrer aktuellen Arbeit machen Ihnen besonders Spaß?
  • Welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrer aktuellen Position?
  • Gibt es bestimmte Veränderungen oder Verbesserungen, die Sie in Ihrem aktuellen Arbeitsbereich vorschlagen würden?
  • Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie, und wie können wir Ihnen dabei helfen, diese zu erreichen?
  • Welche Entwicklungs- oder Weiterbildungsmöglichkeiten wären für Sie interessant?
  • Welche Anreize oder Belohnungen würden für Sie attraktiv sein, um langfristig im Unternehmen zu bleiben?
  • Haben Sie Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsumgebung oder -kultur?

Diese Fragen können als Ausgangspunkt dienen, um ein offenes und konstruktives Gespräch mit Mitarbeitenden zu führen. Wichtig ist es zuzuhören, Bedenken ernst zu nehmen und gemeinsam Lösungen zu finden, um wiederkehrende Probleme zu stoppen und die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.

Fazit

Mark Zuckerberg hat mal gesagt: "Behandle deine Mitarbeiter gut, damit sie dein Internet nicht nutzen, um nach neuen Jobs zu suchen."

Stay-Interviews helfen dabei, einen intensiven Austausch zwischen Arbeitnehmer:innen und Unternehmen aufzunehmen und kontinuierlich aufrechtzuerhalten. Diese Gespräche sind eine effektive Methode, um eine hohe Fluktuation zu verhindern und Mitarbeitende langfristig zu binden. Eine zufriedenstellende Unternehmenskultur und eine positive Arbeitsatmosphäre wirken sich erheblich auf die Motivation und Produktivität von Mitarbeitenden aus und tragen daher auch maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei.

#Autor#

Annika Krone

Weiterbildungsberaterin (mehr anzeigen)
Annika studierte Bildungswissenschaften (B.A.) und Organisationsentwicklung (M.A.) und kennt den Wert von lebenslangem Lernen. Neben dem Studium war sie zunächst als Autorin für ein Arbeitsheft tätig, welches Schülern den Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe erleichtern soll. Anschließend arbeitete sie für zwei Projekte des europäischen Sozialfonds und unterstützte alleinerziehende Mütter und Väter bei deren Eingliederung auf den ersten Arbeitsmarkt. Als Weiterbildungsberaterin bei kursfinder.de war Annika langjährig die erste Anlaufstelle für alle Nutzer:innen, die sich beruflich und privat weiterbilden möchten. Darüber hinaus half sie mit verschiedenen Quizzen und Analysen den Weiterbildungshungrigen, einen Einstieg in das Thema Fortbildung zu finden. (weniger anzeigen)

Über

Annika studierte Bildungswissenschaften (B.A.) und Organisationsentwicklung (M.A.) und kennt den Wert von lebenslangem Lernen. Neben dem Studium war sie zunächst als Autorin für ein Arbeitsheft tätig, welches Schülern den Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe erleichtern soll. Anschließend arbeitete sie für zwei Projekte des europäischen Sozialfonds und unterstützte alleinerziehende Mütter und Väter bei deren Eingliederung auf den ersten Arbeitsmarkt. Als Weiterbildungsberaterin bei kursfinder.de war Annika langjährig die erste Anlaufstelle für alle Nutzer:innen, die sich beruflich und privat weiterbilden möchten. Darüber hinaus half sie mit verschiedenen Quizzen und Analysen den Weiterbildungshungrigen, einen Einstieg in das Thema Fortbildung zu finden.

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